Vitrine für ein Schiffsmodell: das emmisionsfreie Glashaus, oui Catherine!

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrags-Kategorie:Sonstiges

Wenn die Welt um einen herum gefühlt im Chaos versinkt, dann ist es umso wichtiger, einen Ort der Zuflucht zu haben, und das ist unter anderem meine Werkstatt, in der eine Vitrine entstehen soll.

Also gebe ich dem Wahnsinn genauso viel Aufmerksamkeit wie ihm gebührt und schreibe #schleichdiduoaschloch, in Liebe dein Exilwiener.

Brrr, den Zorn abschütteln, Kind und Frau küssen, *zisch* ein Ottakringer aufmachen und ab in die Werkstatt und die Seele beruhigen.

Eine Vitrine für eine schöne Französin

Als Beitrag zur Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen entschied ich mich also dazu, ein kleines Glashaus zu bauen, das garantiert keine Emissionen freisetzen würde, außer hoffentlich reines Entzücken. Wie der werte Leser ja zwischenzeitlich weiß, habe ich das große Glück, einige fantastische Schiffsmodelle aus der Werkstatt meines Vaters mein Eigen nennen zu dürfen. Einige kleinere Zusatzarbeiten dafür habe ich bereits in älteren Beiträgen beschrieben (Karronade; Atlanten Säulen, edler Sockel). Meine Frau bewunderte diese Modelle stets und dürfte dies wohl auch einige Male zum Ausdruck gebracht haben, was dazu führte, dass mein Vater ihr ein eigenes kleines Schiffsmodell zu Ihrem 30ten Geburtstag anfertigte. Die kleine Chaloupe „LA CHALOUPE ARMEE EN GUERRE 1834“ taufte er ihr zu Ehren „Catherine“ (Pläne erhältlich bei : ancre.fr).

Catherine mon amour

Man beachte die schönen Kurven, die feinen Züge und das üppige Heck…*hust* ich spreche natürlich von dem Schiff 😉

Lasst uns Leisten hobeln!

Nach dieser feinen Pracht an Handwerkskunst kommt mir die Arbeit für die Vitrine eher grob vor, aber fangen wir an, einen würdigen Rahmen zu gestalten. Als Basismaterial habe ich mich für Buche entschieden, hart, gut zu bearbeiten, günstig & leicht verfügbar. Ich habe mich diesmal für fertige Rohleisten entschieden. Ich habe zwar Buchenholz in meinen Vorräten, aber nur in großen Dimensionen und nach dem Auftrennen und Hobeln braucht das Holz immer Zeit zum Arbeiten…Punktum ich wollte gleich loslegen und habe deswegen 2cm x 2cm Buchenleisten gekauft, die „gerade“ waren. Wer im Baumarkt einkauft weiß die Gänsefüßchen zu deuten.

Böse Zungen behaupten, dass Baumarktmaterial meist so gerade ist wie die Haltung des 45. US Präsidenten im Bezug auf seine Steuererklärung.

Naja. zurück zum Thema, zuerst wurden auf der Tischkreissäge Schlitze für die Acrylglasscheiben eingeschnitten. Bei einer Sägeblattbreite von 2,4 mm passen die Schlitze perfekt für das 2mm starke Glas. Dann habe ich mit einem kleinen Profilfräser alle Ecken gefräst, damit die Leisten eleganter und nicht zu klobig aussehen.

Gehrungsschnitte und starke Ecken

Im nächsten Schritt wurden die Leisten für die Vitrine auf Gehrung geschnitten und der Rahmen verleimt. Damit der so entstehende Deckel der Vitrine auch stabil ist, habe ich die Ecken, wie schon zuvor bei meinem Bilderrahmen, verstärkt.

Dabei wurden die Ecken mit der Flachdübelfräse im 45° Winkel eingefräst und anschließend ein Stück Buchenholz quer eingeleimt. Die reine Verleimung der Gehrungsschnitte im Stirnholz würde sonst auf Dauer nicht haltbar bzw. belastbar sein.

Basis und Steher

Auf der Basis / Grundplatte habe ich anschließend die Schlitze mit der Oberfräse eingelassen. Dabei habe ich die Ecken ausgebohrt, um den Schlitzfräser ansetzen zu können. Die Schlitze habe ich mit 3mm gefräst, um etwas mehr Spielraum zu haben. Generell war hier die größte Herausforderung, die richtigen Abmessungen zu nehmen, damit der Deckel genau über den Schlitzen in der Grundplatte liegt. Der Deckel ist etwas größer als die vier Steher, damit er etwas vorsteht und so besser aussieht, dies macht die richtigen Abmessungen zu finden natürlich nicht leichter 😉

Nun habe ich die Ecken in Form der senkrechten Steher ausgestemmt und die Steher dann verleimt und von unten mit Schrauben befestigt. Dass man auf der Unterseite ebenfalls Schlitze in der Grundplatte sieht, hat ABSOLUT NICHTS DAMIT ZU TUN, DASS ICH MICH VERMESSEN HABE: FAKE NEWS!

Jetzt noch eine schöne Profilkante an die Grundplatte anfräsen und das Acrylglas zuschneiden…

Die Vitrine steht

Der Rest war einiges an Schleifen, Anpassen und etwas Gefummel, aber es hat alles gut funktioniert und der Deckel passte auf Anhieb auf den Unterteil, Herz was willst du mehr.

Noch zwei Schichten vom guten alten Antikwachs, um das Holz zu veredeln und fertig ist das neue Zuhause für die belle Catherine.

Und hier nochmal mit Füllung. Meine Catherine ist also hinter Holz und Arylglas und gut geschützt vor Staub oder tieffliegendem Kinderspielzeug.

Also ich fühle mich schon wieder viel besser, und ihr, meine Lieben?!

Alles Liebe, euer Cultor

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Stefan Bauer

    Leider ist der Name „Ingrid“ für ein historisches französisches Schiff (in diesem Fall die Fregatte „Venus“) nicht gut geeignet! Da wäre ein Wikingerschiff besser! Die „Catherine“ ist auch unhistorisch, da es sich dabei „nur“ um ein Beiboot eines größeren Schiffes handelt, und die hatten, soviel ich weiss, keine eigenen Namen!

  2. ingrid Bauer

    ich beneide Kathi für die Namensgebung!! Vor vielen, vielen Jahren wurde an einem Wohnzimmertisch ein franz. Master in jahrelanger Klein und Fräs- Bohrarbeit an meinem Ohr produziert. Mein Name ziert dies Schiff leider nicht. Zu unelegant für den enormen Produktionsaufwand.
    Heute steht dieses Schiff bei Helena Erbin. Aber ich habe diese Bohr -Fräs und Bolitho Bücher noch heute im Ohr.
    Sollte es jemals einen Querrschnitt eines Modelles geben und dafür eine Vitrine, so zu sagen eine Vater- Sohn – Produktion, ich würde sehr begeistert sein.

  3. bauer stefan

    Eine sehr schöne, würdige Vitrine!
    Sehr beruhigend für den Modellbauer: Todfeind Nummer 1 jedes Modelles, der Staub, ist damit ferngehalten! (der 2. Feind: Holzwurm und anderes holzliebendes Getier hoffentlich auch)
    Kleiner Wermutstropfen: Die Höhe der Vitrine entscheidet ziemlich endgültig, dass noch einmal ernsthaft darüber nachgedacht wird, das Modell mit Masten und Takelung darzustellen, die Mastteile und Rahen dafür wären an den Seiten des Modellständers sowie auf den Ruderbänken bereitliegend!
    Kenner dieses Beiboottypes könnten mit Recht einwenden, dass die montierte Kanone etwas klein geraten ist, leider stand kein geeignetes Rundmaterial für ein größeres Kaliber zur Verf., aber das könnte man eventuell noch nachholen!

Schreibe einen Kommentar