Ein Cello ist ein edles Instrument, und darum gebührt ihm auch eine ebenso edle Verweilmöglichkeit. Klar, dass daher eine handgefertigte Wandhalterung aus wunderbarem Kirschenholz enstehen musste.
Serviervorschlag des Tages: Antonin Dvořák: Op. 82, B. 157 – I. „Lasst mich allein„. Andante
Musikalische Begleitung zu diesem Artikel
Bis dato ruhte das Cello meiner Frau in einem gekauften Metallrahmen- Ständer, der so elegant war wie ein Militärmarsch. Der Staub liebte es, sich in zahlreichen Scharen um ihn zu versammeln, und unser 8 Monate alter Leopold war begeistert von der etwas wackeligen Aufstehhilfe. Eine kinderkopfgroße Delle im Korpus des Cellos sowie eine anschließend notwendige intensive Zuwendungsphase für unseren Leopold standen in in der sanften Frühlingsluft.
Planungsphase: Ständer oder Wandhalterung
Mir war schnell klar, dass das Cello an die Wand muss! Ein Bodenständer hat nur einen einzigen Vorteil: er ist verrückbar. Ansonsten ist eine Wandhalterung jedoch schöner, platzsparender, untersaugbar (gibt es dieses Wort?!) , eleganter und kindersicher.
Die Reste von meinem Kirschenholztisch boten sich für diese Aufgabe perfekt an. Ein Entwurf war schnell gemacht, und so begann die Arbeit. Dabei wollte ich eine reduzierte Form mit zwei Auflagerpunkten schaffen. Das Hauptgewicht sollte dabei am Fuß des Cellos liegen, da hier der Dorn des Cellos sitzt und somit hier die Last am besten abgetragen werden kann. Mir war auch von Anfang an klar, dass man die Distanz zwischen Halsauflager und Fußteil einstellbar gestalten würde müssen. Egal wie genau man misst, es ist sehr schwer, die Maße zwischen Kopf- und Fußlager so exakt zu bauen, dass die Last zumindest zu 75% am Fußlager liegt! Gegenüber dem Entwurf habe ich mich nur während des Baus dazu entschlossen, das Fuß- und nicht das Kopflager einstellbar zu machen.
Man hoble die Kirsche!
Nach dem Grobzuschnitt an der Tischkreissäge habe ich die Formen des Wandhalters auf der Bandsäge herausgetrennt. Es empfiehlt sich, die von mir „Kammmethode“ getaufte Methode anzuwenden, um die runden Formen an der Bandsäge leichter aussägen zu können.
Fuß- und Kopflager
Das Kopflager habe ich fest in das Rückgrat des Wandhalters eingezapft. Dabei habe ich die bewährte Methode des Aufbohrens, und danach Ausstemmens angewandt. Für die vielen Konkaven und konvexen Flächen durfte ich mir dankenswerterweise den Spindelschleifer meines Schwagers ausborgen.
Das Fußlager habe ich, wie bereits erwähnt, einstellbar ausgeführt. Dazu habe ich im Rückgrat eine Fläche aus- und dann ein Langloch durchgefräst. Das Fußteil wurde dann mit zwei Gewindebuchsen versehen. So kann nun das Fußlager ca. 2cm nach oben oder nach unten verschoben werden und dann durch Anziehen der Schrauben festgeklemmt werden. Von vorne ist davon nichts zu sehen, da das Langloch stets durch das Fußlager verdeckt wird. Im Fußlager ist dann noch eine Ø15mm Bohrung, durch die der Dorn des Cellos gesteckt werden kann.
Bogenhalter
Für den Cello- Bogen habe ich einen kleinen geschwungenen Halter auf der Seite eingelassen und dazu einen kleinen Knopf an der Drechselbank hergestellt. Für die Montagelöcher im Rückgrat habe ich ebenfalls kleine Verschlußstopfen hergestellt. Dazu habe ich die Montagelöcher (Ø 4mm) vorher mit einem Forstnerbohren (Ø10mm) etwa 10mm tief versenkt. Somit kann der Schraubenkopf mit dem Stopfen verdeckt werden. Einen ursprünglich geplanten Halter für den Bodenschoner des Cellos habe ich dann aus Platzgründen doch weggelassen.
Wandhalter: Endmontage & Lust auf Leder
Noch alles schnell (1,5 h Uff !) geschliffen und dann zusammenbauen. Halt, fast noch etwas vergessen, natürlich alles vorher mit einem Wachs einlassen – zum Schutz und für den seidenmatten Glanz.
Achja und dann war da noch eine tolle Idee :
Da das Cello in der Wandhalterung sehr aufrecht steht, besteht die Gefahr des Kippens, falls ein 8 Monate alter Mitbewohner liebevoll an dem Cello zieht, um es zu inspizieren und es mit einer Schicht „Naturschellack“, oder auch Speichel genannt, zu überziehen. Nunja, um diesem durchaus realistischen Szenario entgegen zu wirken, habe ich einen Lederriemen angefertigt, der mit zwei Messingnippeln befestigt ist. Wie ich finde eine sehr elegante Lösung und Nippel stehen derzeit sowieso hoch im Kurs 😉
Finale: Cello Wandhalterung in Kirsch-DUR, forte-abbandono-amabile
Und jetzt genießen wir die Früchte der Arbeit, hoffentlich zu den Eingangs empfohlenen Klängen! Ich hoffe auf ein da capo eurerseits, euer Cultor!
P.S.: mit Material und Arbeitszeit muss man bei so einem Projekt von rd. 350-400 € Kosten ausgehen, weil mir diese Frage bereits öfters gestellt wurde. Meine Einstellung dazu findet Ihr hier-> Kosten & Wert
Hallo, wi hätten auch Interesse an einer Cello wand Halterung, schreiben sie doch gerne ob sie eine verkaufen mögen
Hallo,
ja ist möglich, mir bitte einfach eine e-Mail schreiben.
LG Cultor
Ich möchte auch eins!
Hallo, die Cello Wandhalterung schaut einfach toll aus. Verkaufen Sie diese auch oder war es ein einmaliges Projekt? LG Martina