Das neu Arbeitszimmer / Kinderzimmer nimmt Gestalt an, und als ein kleines Detail wurde das Bullauge des Admirals Lord Nelson in die neue Trennwand eingebaut. Aus meinem einstigen Herrenzimmer ist zwischenzeitlich ein Kinderzimmer mit Arbeitsplatz geworden und vereint somit eine Arbeitszimmer und ein Kinderzimmer zugleich. Damit mein Arbeitsplatz etwas abgetrennt vom Kinderbereich ist, aber das kleine Zimmer nicht „erschlagen“ wirkt, habe ich einen Raumtrenner aus Holz in das Zimmer eingezogen.
Eine Trennwand, die verbindet
Es hat mittlerweile Tradition, meine Freunde in meine Projekte zu intergrieren, meist landet die von mir so ungeliebete Arbeit des Schleifens dankenswerterweise dann bei ihnen. Auch dieses Projekt war hier keine Ausnahme, und so kam mein ältester und treuester Freund diesesmal zum Handkuss. 3 Tage Urlaub hat er für mich und vor allem für meinen Sohn Leopold geopfert… ich habe es unglaublich genossen, DANKE an dieser Stelle nochmals!
Die Konstruktion sollte simpel sein und vor allem reversibel ( ->Mietwohnung!). Ich war gezwungen, Platz für meinen Arbeitsplatz im neuen Kinderzimmer zu erhalten, und so wurde der Plan für das Männerzimmer geboren. Die Entstehung meines neuen Schreibtisches habe ich ja bereits dokumentiert. Simpel klingt ja schnell, aber das war es natürlich nicht – vielleicht haben wir aber auch extra lange für all die Arbeiten gebraucht, weil wir nach langer Zeit das Arbeiten Seite an Seite einfach auch genossen haben 😀
Der 10x10cm Balken soll als optisches Trennelement wirken, die halbhohe Trennwand schließt den neuen Arbeitsplatz ab und trennt so Arbeitsbereich von Spielbereich. Die Bretter bilden einen Rahmen, der die Wirkung noch verstärkt. Alles ist hell und leicht gehalten, damit die Konstruktion nicht zu schwer wirkt. Am Boden ist die Leiste mit Teppichklebeband befestigt (ohne Rückstände entfernbar), die Wandleisten sind verschraubt.
Die Holztrennwand ist mit einer gefrästen Handlaufleiste abgeschlossen, welche in den Balken und das Wandbrett eingelassen ist. Die Nut-Feder 3-Schichtplatten sind in den Rahmen eingelassen und verschraubt. Die ganze Konstruktion ist dadurch sehr verwindungssteif und stabil.
Lord Nelsons Bullauge
Am 22.10.1805 begrub Lord Nelsons Plan die Ambitionen der Franzosen bei der Seeschalcht von Trafalgar zwischen Atlantik und Mittelmeer am eisigen Meeresgrund- und was hat das jetzt mit dem neuen Kinderzimmer zu tun?!
2003 besuchte ich die englische Hafenstadt Portsmouth, wo immer noch Nelsons Flaggschiff, die HMS Victory liegt. Dass mein Vater und ich ein Faible für das Maritime besitzen, ist dem aufmerlsamen Leser meiner Beiträge sicher schon aufgefallen ->Vitrine, Kanonen, Säulen, Schiffssockel. Und von eben diesem magischen Ort für jeden Schiffsliebhaber habe ich ein Bullauge aus Messing mitgebracht.
Messing und Holz – die zwei Seiten einer Medaille
Zuerst habe ich eine Acrylglasscheibe zugeschnitten und in das Bullauge eingebaut. Danach habe ich alle Maße auf eine Eichenholzplatte übertragen. Ich wollte für die andere Seite an der Wand ein Holzpedant zum Messingbullauge machen. Erstens, da die Messingbeschläge eine Gefahr für Verletzungen bergen ( > daher auf meiner Seite des Auges) und andererseits weil es einfach gut aussieht.
Und immer im Kreis herum: der Kreisfräszirkel
Und dann ging das Fräsen los:
- Anreißen
- Mittelpunkt durchbohren (dient als Zentrum für den Fräszirkel)
- Position der Schrauben markieren (JETZT!)
- Fräszirkel ansetzen
- Immer mit 5mm Zustellung Fräsen
In den ersten Durchgängen habe ich innen einen Kreis ausgefräst (wird später komplett entfernt) und außen einen breiteren Teil, der später den Kragen des Bullauges bildet. Nun habe ich entlang des äußeren Kragens das Bullauge ausgeschnitten. Damit der äußere Rand perfekt kreisförmig wurde, habe ich dann den Rand mit dem Fräser abgefräst (Bild 3). Jetzt ist der Fräszirkel fertig und ich konnte das Innere vom Kreis mit der Stichsäge herausschneiden. Dabei habe ich absichtlich einen kleinen Rand stehen lassen, also etwas zu klein herausgeschnitten.
Mit einem Anlauffräser habe ich den inneren Kreis auch auf der anderen Seite jetzt perfekt rund gefräst. Man sieht, dass auf dem Bild „Ausgeschnittenes Inneres“ noch ein schmaler Rand vom Sägen auf der Inneneseite steht, der mit dem Fräser nun entfernt wurde. Das Kugellager vom Anlauffräser läuft dabei auf dem von der ersten Seite perfekt rund gefrästen Innenkreis. Somit kann man den Durchgang perfekt rund bekommen, ohne dass man im zweiten Schritt noch den Fräszirkel benötigt, da ja das Zentrum herausgetrennt werden muss… ist das alles noch verständlich??? Naja, es sind schöne runde Kreise geworden, und wer Hilfe beim Verständnis braucht kann sich gerne bei mir melden 😉
Am Ende natürlich alle Ecken abrunden und die Bohrungen für die Schrauben machen. Wie im Schritt 3 angemerkt, sollte man die Position der Schrauben vorher markieren, da es wenn alles in der Mitte herausgefräst wurde schwieriger ist, die Abstände ohne Zirkel genau aufzutragen (es geht aber trotzdem, wenn man es vergisst -> siehe Mathematik 2te Klasse 😉 )
Montage von Nelsons Bullauge
Zuletzt nur noch ein Loch in die Wand säbeln und beide Hälften jeweils verschrauben. Ich muss sagen ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und die zwei Teile passen absolut präzise! Das kleine Detail war am Ende fast so aufwendig wie die Trennwand, aber es ist die Arbeit wert.
Et voila! Es ist vollbracht. Wenn sich unsere Blicke jetzt durch Nelsons Bullauge hindurch treffen, seufze ich zufrieden und wir singen zusammen ein kleines Seemanslied. Unser Männerzimmer ist toll geworden und ich bereue es keine Sekunde, mein Herrenzimmer in eine WG umgebaut zu haben. In diesem Sinne AHOI Ihr Lieben, euer Cultor
Du bist einfach nur der ärgste!!
Woher kann/weiß man das alles? Wieviel Stunden hat dein Tag nochmal?😅
in Natura sieht es noch viel besser aus. Das Bullauge zwinkert in den Raum und Leopold hämmert auf seiner Seite natürlich auf einer Werkbank. Alles ist hell und luftig! Verschwiegen wurde, dass es auch gleichzeitig ein Gästezimmer ist. Wer an Platzmangel leidet, sollte sich an den Cultor wenden. Ich bräuchte eine Lösung für ein „verschwundenes Bett“.