Lautsprecherfüße aus ALU: HiFi trifft Kippsicherung!

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Der durchschnittliche HiFi- Enthusiast ist gefühlt Mitte Vierzig, muss gut verdienen und hat natürlich keine Kinder, die noch nicht den Esstisch überragen – in diesem Beitrag geht es um die Alu-Kippsicherung für meine Lautsprecher.

TRISTAN! Gellt der Schrei durch das Wohnzimmer, als Vater kann Mann irgendwann die Schreie seiner Kinder und die seiner Frau blind einordnen. Dieser war von der Art „ich habe Angst, dass du dir wehtust, aber es ist noch nichts passiert, aber der Schuldanteil des Y -Chromosomträgers des Erzeugers liegt bei eindeutig 70-80%“.

Ein über beide Ohren strahlendes Kindergesicht sieht mich an als ich aufblicke von meinem Handy und aus der Küche in Richtung Schrei schaue. Zwei kleine kräftige Hände drücken sich gegen meinen in schwarzem Pianolack lackierten Lautsprecher. Er ist bereits so eingedreht, dass die verführerische Netzabdeckung nicht mehr so leicht von eben jenen Händen gepflückt werden kann. Dicke Butterspuren ziehen sich über die einst spiegelnde Oberfläche. Der Lautsprecher steht dabei komisch schief, als sich die 12,5 kg pures Glück und Freude gegen die Lautsprecherseite lehnen und ihn fast zum Kippen bringen.

Meine erste Sorge gilt natürlich dem 12,5 kg Mini-Klon meinerseits, der auf den Namen Tristan hört, in zweiter Linie der Pianolack-Optik, als der Lautsprecher die Wand sanft kratzend küsst. Die Blicke meiner Frau treffen mich, sie buchstabieren V O R W U R F. Was ein Blick einer liebenden Frau alles sagen kann ist unglaublich: „du musstest ja neue Lautsprecher kaufen, das Geld hätte unserem geplanten Hauskauf gutgetan. Was ist dir wichtiger, die Gesundheit deines Sohnes oder deine HiFi-Anlage…“ Ich könnte jetzt noch ein paar Seiten füllen.

Ich wechsle fließend den Tab am Handy und bestelle innerhalb von 5 min das Material für kippsichere Lautsprecherfüße und weiß, dass ich mich gerade freiwillig gemeldet habe, die Kinder schlafen zu legen.

AlMgSi0,5=Aluminium

Irgendwie hat es mir Freude gemacht, einmal wieder mit Metall zu arbeiten. Es ist so ein anderer Werkstoff als Holz, aber dennoch interessant. Der gut verpackte Block Aluminium mit vier Leisten mit den jeweiligen Abmessung 280mmx40mmx10mm lag auf meiner Werkbank.

Die Idee hinter den Lautsprecherfüßen ist simpel, einfach den Kipppunkt von unter dem Lautsprecher nach „außen“ verschieben. Zuerst also mit Kontrastfluid einstreichen und die Rundungen und geplanten Lochpositionen anreißen, danach körnen.

Danach ging es an die Standbohrmaschine zum vorbohren mit der Zentrierspitze und anschließend mit 8mm aufbohren. Um ehrlich zu sein, habe ich zuerst ein M8 Gewinde eingeschnitten, da ich die Füße hier einschrauben wollte, aber die Spikes sind mittels einer Mutter höhenverstellbar und wenn eine Gewinde im Lautsprechfuß wäre, wäre die Einstellung im eingebauten Zustand deutlich schwieriger.

Schleifen und Bürsten

Im nächsten Schritt habe ich die Ecken auf der Bandsäge mit einem geeigneten Sägeblatt abgetrennt, um das Schleifen am Bandschleifer zu erleichtern.

Dann habe ich noch die Montagelöcher für die Montage am Lautsprecher gemacht. Die außenliegenden Löcher von oben sind für die Aufnahme der Lautsprecherfuß-Spikes. Um meinen optischen Vorstellungen zu entsprechen, habe ich die Alu-Leisten mit einem Lamellenschleifzylinder in nur einer Richtung geschliffen, um somit die sehr schöne Optik von gebürstetem Aluminium zu erhalten, um den sicherheitsstechnischen Vorstellungen meiner Prinzessin gerecht zu werden, wurden alle Kanten natürlich mittels Hartmetallfräser abgerundet (R2,5).

Englische Königsfüße

Meine Lautsprecher stammen aus England, auch wenn sie in einer ehemaligen Kolonie zusammengeschraubt wurden. Das hält unsere Lieblings-Ex-EU-Mitbürger aber natürlich nicht davon ab, konsequent absolut exotische Maßeinheiten anzuwenden. Der Abstand zwischen den inneren Montagelöcher beträgt daher „1+1/2 royale Handbreiten“ oder „1 royaler Cock“ und die Gewinde haben eine Steigung von vier „Schottischen Zehennägeln pro 16tel Ellen“ oder irgendetwas in der Art. Wie dieses Volk so gut wie die ganze Welt erobern konnte, und gleichzeitig die Heimat von Isaac Newton war und das ganze auf dem, für Kontinentaleuropäer, unverständlichen „imperial units“ System aufgebaut sein kann, bleibt wohl eines der großen Rätsel der Menschheit. Um einen Antwortversuch eines anderen Inselbewohners aus meiner Lieblingsstadt Cambridge zu bemühen „42“. Ach wir vermissen euch, ihr lieben Engländer!

Punktum, ich habe also die imperialen Gewindemuffen in den Lautsprecherböden gegen gute alte M8-Einschraubmuffen getauscht. Damit die Lautsprecher dann auch gut am Boden verschiebbar sind, habe ich Holzbasen aus Eiche zugeschnitten und Vertiefungen für die Spike-Teller geschnitten.

Nix kippt mehr

Geschafft, überraschend schnell und Drama-los wurde das Projekt fertiggestellt. Ihre Bewährungsprobe haben Sie noch beim Aufstellen bestanden. Trotz mehrfacher Versuche bewegen sich die Lautsprecher nun keinen Millimeter (= royaler Schottischer Fußnagel) mehr. Ich finde die Lautsprecher wurden sogar optisch dadurch aufgewertet, meine Prinzessin nickt zufrieden und ahnt nicht, was sich in Cultors Werkstatt gerade anbahnt…

Liebe Leser, ihr werdet schon bald davon erfahren, euer CULTOR

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anonym

    Was soll das Cultor? Meine Stammbuchhandlung fragt schon, was ich den so lese, ich würde nicht mehr täglich einschneien. Zuerst überlege ich noch, weil die Geschäftsführerin eine wirklich gute Gesprächspartnerin in Sachen Lesestoff geworden ist, dann aber sage ich ganz durchdrungen von Begeisterung:“ Ich lese jetzt Cultor“! Das damit angeregte Gespräch wird werkstattlich wörtlich , und ich glaube, sie hat mich verstanden. Denn der Werkstoff Wort ist genauso vielfältig wie royale Aluleisten. Und was Tristan betrifft, fantastisch kleiner Mann, nur weiter so. Dir verdanke ich ja auch meinen rollbaren Fernsehuntersatz.

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