im 2ten Teil geht es an das Untergestell für das neue HiFi Sideboard. Im Teil 1 wurde bereits kräftig furniert und eigentlich wäre ein bisschen seelische Erholung angesagt. Eigentlich.
Kapitel 2.1: Reconvaleszenz
Das Konto war leer, einer neuer Diamantenring funkelte an Prinzessins Hand und es musste eine Lösung für das Untergestell her. Zum Beispiel 4 Füße á 5€ einfach darunterschrauben und 4 Gummipuffer á 0,5 € einfach darunterkleben, oder man baut eine Eichenvollholzkonstruktion mit übertrieben vielen Details. Natürlich habe ich mich für Variante drei entschieden, aber unter Verwendung meines alten Schreibtisches.
Ein wunderbares Frühwerk von Cultor, das nie den Weg auf meinen Blog gefunden hat. Ein verdächtig ähnliches Schicksal wie das HiFi Sideboard Vorgängermodell namens TV Möbel. Ach, da werden Erinnerungen wach, als die Gratleisten noch einfache Leisten mit Schrauben waren und die Verleimung der zwei großen Bretter maximal 15% Berührungsfläche aufwies.
Sprich mir nach: Ich sollte aufhören Möbel zu bauen, die 150 Jahre halten, um sie nach 3 Jahren wieder auseinanderzuschneiden!
Cultor 2023
Die alte Tischplatte mit rd. 5cm Stärke wurde also aufgetrennt und zuerst auf die Abrichte und anschließend durch den Dickenhobel geschickt, um würdig für das neue Untergestell zu werden.
Kapitel 2.2: im Winkel für das HiFi Sideboard Untergestell
Um eine schönere Optik zu erreichen, wollte ich alles in einem gewissen Winkel zueinander verbinden. 60° sollten es sein, ich finde das macht die Optik von solch massiven Konstruktionen einfach leichter und es sieht schöner aus. Das sieht man zwar nur, wenn man auf der Suche nach Legosteinen am Bauch durch das Wohnzimmer robbt, aber ich bin mir sicher, ich werde ehrfürchtig innehalten wenn ich dann diese schöne Konstruktion erblicke.
Für die Füße wollte ich dann zusätzlich noch einen zweiten Winkel, um sie etwas schlanker zu machen und die scharfen Kanten mit einer zulaufenden Fase versehen. Ich finde, sie sehen etwas wie Hufe aus. Für solche Arbeiten ist der Handhobel am geeignetsten. Obwohl ich eine Reihe von traditionellen Hobeln besitze, arbeite ich sehr gerne mit den Hobeln der Schweizer Firma Rali, die den Hobel ins 21 Jahrhundert geholt hat.
Kapitel 2.3: Stimmen im Kopf und Dübelfrust
Felix: Jetzt kleb halt einfach die zwei Teile zusammen
Cultor: Nein! Das würde keine echter japanischer Handwerker je tun!
Felix: Ja, aber du bist kein Japaner, du bist Österreicher, also sag einfach es ist eine unsichtbare Handverbindung und kleb es in Wirklichkeit zusammen
Cultor: Zum Schämen ist sowas. Na gut, dann machen wir wenigstens Dübel
Felix: seufz – wenns sein muss, aber bitte einfach und schnell
Cultor: Ich hab das so eine Idee, wir könnten ja Dominos einfräsen…
Felix: Reiß dich zusammen! Ich sagte einfach!
Cultor: Na gut, aber wenigstens nicht im rechten Winkel zur Oberfläche, das wäre eine schwächere Verbindung und zu einfach
Felix: Du machst mich fertig, JA bitte, bau halt eine Schablone dafür wenns denn sein muss
2 h später
Cultor: Schau, wie perfekt die Schablone geworden ist und ich musste sie nur 2 mal neu bauen, ich glaube das ist Rekord.
Felix: Gratuliere, bitte bohr jetzt einfach die Löcher ins Gestell
Cultor: Du bist immer so missgönnend, jetzt schau doch, wie toll die Schablone ist, es wird perfekt, ich seh es schon vor mir.
1h später:
Felix: Sag gehört das so, dass da jetzt ein Spalt zwischen den beiden Teilen ist und der Winkel sieht auch irgendwie komisch aus.
Cultor: …
Felix: Also zumindest ist es dir gelungen, dass man nicht sieht, dass Dübel verwendet wurden, also unsichtbar wie wenn man es einfach nur geklebt hätte…so wie ich es übrigens vorgeschlagen habe – vor 5h !!!
Cultor: murmelt „den Korpus schneid ich aber trotzdem auf Gehrung, zu egal was dieser Banause sagt“
Felix: Wie bitte, hab ich da Gehrung gehört??
Ich schwöre es, so der so ähnlich war es und es hatte keiner ahnen können. Doch meine sorgfältig gefertigte und sehr massive Bohrschablone hat es nicht vermocht, die Löcher perfekt auszurichten. Ich wollte extra nicht die Löcher „nur“ anzeichnen und dann freihandbohren, sondern eben mit einer massiven Schablone arbeiten. Sie passte auch sehr gut und war präzise, aber ein 12mm Bohrer in Stirnholz auf einer Schrägen…tja das wars mit der Präzision. Die Füße haben so perfekt gepasst und nach dem Dübeln standen plötzlich alle Füße leicht über die Längsleisten und der Winkel war auch leicht fehlerhaft. Ich musste die Dübel zuschleifen, damit ich die Leimfuge dicht bekam und anschließend viel schleifen um alles zu ebnen. Manchmal stehe ich mir eben selber im Weg, bzw. Cultor. Aber mit einer Dominofräse wäre es sicher anders gelaufen… vielleicht liest meine Prinzessin ja von meiner Leidensgeschichte und redet mit dem Christkind darüber?!
Kapitel 2.4: es kommt zusammen was zusammengehört
Nach dem Dübelfiasko war es an der Zeit, wieder fröhlich in die Zukunft zu blicken. Also die Querstreben für die zwei Längsleisten zu fertigen. Natürlich mit einer kleinen Schwalbenschwanzverbindung. Ich würde sagen „4 Schrauben hätten es auch getan“, doch der Cultor in mir hat wieder einmal Futter gebraucht.
Kapitel 2.5: HiFi Sideboard Untergestell Zusammenbau
Jetzt da alle Teile für das Untergestell fertig waren, musste alles nur noch verleimt werden. Ich habe mir die Abschnitte von den 60° Winkelschnitten aufgehoben, um sie als Verleimhilfe zu verweden. Dazu habe ich das Gestell und die Abschnitte zuerst mit Malerkrepp beklebt. Dann mit Superkleber die zwei Teile vorübergehend verkleben. Der Superkleber hält auf dem Malerkreppband und nicht am Holz selber. Nach dem Verleimen kann man einfach das Malerkreppband abziehen und die Holzoberfläche bleibt so unberührt. Hinergrund für die ganze Aktion war, für die Rohrzwingen zwei senkrechte Flächen zu schaffen, wo der Verleimdruck aufgebracht werden kann. An einer Schräge wäre es sonst ziemlich schwer eine Zwinge anzusetzen.
Und wie immer zu Schluss wird mal wieder geschliffen und poliert. Viele der liebevollen Details wird nur leider bis auf dem am Boden robbenden Cultor niemand je zu Gesicht bekommen. Aber ich weiß, dass sie da sind und das reicht mir auch völlig 🙂 Manchmal muss man Kraft schöpfen, vor allem wenn man auf Teil 3 zusteuert, wo es an die Türen für das neue HiFi Sideboard geht, es wird garantiert spannend bleiben!
euer Cultor