Das Thema Sideboard bzw. TV-Möbel war immer schon aktuell bei mir, denn eigentlich passen die gekauften Lösungen nie auf das eigene Setup. Es folgt also nun eine kleine Geschichte der Möbel, die am Ende an einem virtuellen Eisberg Names Cultor gescheitert sind, viel Spaß beim Lesen.
Stapellauf:
In den frühen Holzwerktagen war die Werkstatt noch jung und naiv, die Werkzeuge waren noch nach dem günstigsten Preis ausgesucht und die Fähigkeiten waren eher theoretischer Natur. Das erste TV-Möbel war also ein umgebautes Ikea Expedit Regal. Schon vor rd. 12 Jahren war die HiFi-Anlage der Grund für einen Umbau. Also wurde kurzerhand die obere Platte des Expedit-Regals entfernt und ein eigener Aufsatz angefertigt, der perfekt auf meine damalige Anlage abgestimmt war.
Nach unserem Umzug wollte ich in der neuen Wohnung einen Hingucker für die HiFi-Anlage und den Fernseher bauen, also wurde das Expedit unter Salutschüssen auf den Meeresboden, ok, das Wertstoffsammelzentrum, befördert. Es sollte eines meiner ersten Projekte sein, bei denen ich mich über das „Bauhausholz“ hinaus Richtung Vollholz entwickelt habe. Schon zu Beginn waren meine Ambitionen exorbitant hoch – aber wie bei einem Baby, das sicherlich ebenfalls exorbitant stolz darauf ist, wenn es das erste Mal krabbelt, wird sein älteres Ich nur mit einem müden Lächeln diesen Erfolg würdigen (im Alter kann sich die Verachtung aber durchaus wieder in Neid umwandeln).
Naja, es gibt nur wenige Fotos, aber hier ist das Ergebnis: Ein Sideboard aus zwei Eichenbrettern (nicht dickengehobelt 😉 ) mit links und rechts 2 Konsolen aus Basalt-Fliesen. Meinen stetigen Veränderungs- und Verbesserungsdrang kann man in diesem Bild gut erkennen-> warum-> Einen Sessel gibt es bereits nicht mehr, er ist im Exil bei einer Geologin in Unterperchtoldsdorf), die Musikanlage ist komplett ausgetauscht, das Bücherregal ist Geschichte und auch der Esstisch wurde ersetzt ( siehe: Kirschholztisch)
Das erste Mal im Trockendock:
Mit Kind Nummer eins war die Aussicht auf kleine Kinderhände, die sich am Plattenspieler zu schaffen machen, wenig freudeversprechend und auch der zukünftig steigende Platzverbrauch klopfte bereits an die Türe. Daher beschloss ich, das untere Brett zu entfernen und durch einen Schubladeneinsatz zu ersetzten. Die Idee kam mir, während ich den Wickeltisch baute, und auch etwas Holz übrigblieb… also ab in die Werkstatt.
Aus ein paar Abschnitt- und Werkstattresten von Fichtenholz habe ich diese zuerst alle im Dickenhobel auf gleiches Maß gebracht. Um das Auslangen mit dem vorhandenen Holz zu finden, wurde für den Sideboard-Einsatz eine Rahmenkonstruktion gewählt. Mit Flachdübeln wurde die ganze Konstruktion verbunden. Um die Optik aufzubessern, wurden dann etwa 8mm starke Eichenleisten vorne auf den Rahmen aufgeleimt.
Tipp: wie in meinem Fall hier, kann man sich viel Geld sparen, indem man einfach Echtholzleisten aufleimt. Das Aufleimen selber funktioniert übrigens auch sehr gut, indem man einfach die Leisten mit Malerkreppband (Abklebeband) fixiert, bis der Leim getrocknet ist. Nachdem die Leisten keine konstruktive Funktion erfüllen, reicht der Anpressdruck des Klebebandes völlig aus. Das weiche Fichtenholz ist übrigens auch sehr viel leichter zu verarbeiten, als wenn man den ganzen Korpus aus Eichenvollholz machen würde.
Ich denke solche Einsparung sind durchaus manchmal zulässig…nur vielleicht eher nicht, wenn es um die Wasserschotten der Titanic geht, die leider nicht bis nach oben gebaut wurden, um die feschen Ballsälle und Kabinen der betuchten Passagiere nicht zu verschandeln…was soll schon passieren…
Schubladen für das Sideboard:
Nun ja, ein paar schöne Schubladen für das TV-Möbel durften natürlich nicht fehlen. Da ich die „Sparvariante“ bei dem Korpus umgesetzt habe, war mein schlechtes Gewissen bei den Schubladen umso größer, daher wurde hier der liebe Cultor von der Leine gelassen.
- 18mm Multiplex
- 9mm Boden (garantiert Eisbergsicher) in einer umlaufenden Nut
- 3cm Vollholz Eichenfronten
- alle Verbindungen als halbverdeckte Zinken (mittels Frässchablone gefräst)
Eisberg voraus – Laufleisten aus Eiche
Das passiert übrigens, wenn man Zinken mit Löchern verwechselt…sehr aufwändige Leimarbeiten, um wieder auf Kurs zu kommen.
Jetzt noch die Laufleisten aus Eiche in den Rahmen einbauen und die Fronten arrangieren.
Nearer my God to thee:
das Finale…und noch während ich die Schubladen einbaut habe, habe ich auch schon den Eisberg gehört, gerochen, gespürt…
Weder die Apothekergriffe aus Edelstahl, die Abdeckung aus genietetem Stahl noch das wunderschöne Holzbild konnten das TV-Möbel/Sideboard vor dem Ehrgeiz des Eisberges Cultor retten.
Liebe Leser, das hier präsentierte Möbel ist in voller Schönheit bereits untergegangen wie die Titanic! Damit reiht sich diese Sideboard in die durchschnittliche Halbswertszeit von Möbeln im Hause Cultor von derzeit rund 4 Jahren ein. JA, ich meine es ernst, das schöne Teil wurde bereits ausgemustert, bzw. sucht ein neues Zuhause (Mail an mich wer es haben will 😉 )
An dieser Stelle darf ich jedoch Großes für den Nachfolger versprechen, vielleicht trägt die Geschichte dann den Namen Ikarus, es würde passen…oh Cultor du wirst doch nicht…OH DOCH ICH WERDE…