Es entsteht das wohl nobelste und beste Bett auf dieser Erde, ein Bett aus Zirbe, natürlich in der Massivholzvariante. Als Krönung gibt es das Ganze noch ohne Metall und wiederzerlegbar. Der ultimative ökologische Schlaf ist nur ein paar schlaflose Nächte entfernt.
Vorgeschichte
Es war einmal… naja es war einmal ein Hochbett, das aus schönem massiven Lärchenholz bestanden hat und es hat uns durch unser Studium begleitet. Es war damals perfekt für unsere kleine 40m² Wohnung, da – trotz der niederen Deckenhöhe – einfach unglaublich viel Stauraum unter dem Bett vorhanden war. Unser altes Bett wanderte also von Wohnung zu Wohnung mit uns mit und wurde immer wieder umgebaut.
Eines Nachts wachte ich auf, es war drückend heiß, 36°C, und das in der Nacht! Die Hitze staute sich unter der niederen Decke, das Bett knarrte, unter uns schlummerten 3 m³ „Zeug“… an Ruhe war nicht zu denken, ich stöhnte und wusste in diesem Moment: die Werkstatt ruft mal wieder.
Ein neues Bett aus Zirbe muss her!
Manche Dinge, Situationen etc. sind schön, aber sie haben Ihre Zeit und wenn sie vorbei ist sollte man weiterziehen. Und dies galt also auch für unser altes Bett. Nach einigen Verhandlungen mit dem Hausvorstand gab es also das OK für ein neues Bett.
Ich erwähne es an dieser Stelle nur kurz und ignoriere das leise verrückte Kichern, dass der Prozess, den 3m³ (!) Zeug unter unserem Bett ein neues Zuhause zu finden fast 4 Monate Zeit und 3 Umbauten der kompletten Wohnung nach sich zog.
„Ist das da ein graues Haar in deinem Bart…?!“
Katharina Bauer zu Felix Bauer 2020
…über die Zirbe
Wenn schon ein neues Bett, dann natürlich das Nobelste, das Schönste, das Beste. Deswegen stand schnell fest: es muss aus Zirbe sein. Die Zirbe verheißt uns Magisches aus den hohen Bergwäldern der Alpen. Schon unsere Vorfahren wussten um Ihre Besonderheiten und schätzten Sie dafür.
Sie wächst langsam in einer rauen Umgebung und ihre Zapfen lassen sich zu begehrtem Schnaps umwandeln. Klingt wie ein Traumbaum, ist er auch! Das Holz ist zwar recht weich und für den Möbellbau nur bedingt ideal, aber es verbreitet einen unglaublich tollen Geruch. Dem Geruch, der aus den harzigen Poren austritt, sagt man nach, dass er beruhigt und die Herzfrequenz senkt. Deswegen gilt die Zirbe als König unter den Hölzern für den Bettenbau.
Esoterik mit Wahrheitsgehalt
Um das Ganze noch zu krönen, darf natürlich kein Metall im Bett verbaut werden, da das böse Metall unsere Energieflüsse stört, wie einem jeder gute Dorfschamane mit 3-tägigem Wifi-Kurs für „Angewandte Scharlatanerie“ bestätigen wird ;-). Dass 20 cm weiter unter dem Fußboden in feinsten 5cm Abständen die Bewehrungseisen in der Betondecke liegen und hämisch lachend die zarten Menschenmagnetfelder beeinflussen, ist natürlich was ganz anderes.
Aber jeder darf glauben an was er will, und schlussendlich habe ich dann doch aufs Metall verzichtet, einfach „um die Schwierigkeit zu erhöhen“ und weil unsere Hauselfe der selben Meinung war.
Entwurf & Einkaufsliste
Auch hier sind, wie so oft, keine Pläne mehr vorhanden. Grund dafür ist, dass sie einer Putzattacke zum Opfer gefallen sind, ebenso wie die Fotos aus der rohen Holzvorbereitung. Nachdem der Vorgang jedoch recht ähnlich ist, kannst Du, werter Leser, diesen Prozess in einem meiner letzten Artikel ansehen: LINK).
Also fasse ich es kurz zusammen: Zuerst ging es ins Sägewerk, wo ich meine kostbare Fracht einpackte. Ich entschied mich für 5 Jahre luftgetrocknete Zirbe aus den Salzburger und Kärntner Bergen.
Einkaufsliste (Holz sägerau unbesäumt, grob gehobelt)
- 1 Stk: 150 cm x 80 cm x 10 cm für die Füße
- 2 Stk: 300 cm x 50 cm x 5,5 cm für die Seitenteile
- 4 Stk: 260 cm x 50 cm x 5,5 cm für das Haupt vom Fußteil
- 1 Stk: 260 cm x 50 cm x 8 cm für das Kopfhaupt
- 1Stk: 260 cm x 50 cm x 5,5 cm für die Umlaufleisten
- 40 Stk: 90 cm x 5 cm x 2,2 cm für den Lattenrost (habe ich dann nicht verwendet)
- Reserveholz für Leisten
Der Preis für das ganze Zirbenholz betrug ca. 600-700 € (was ein wahrer Freundschaftspreis war, wobei ich dafür immer mit anpacke beim Abrichten, Auftrennen etc., was Kosten spart)
Aufgetrennt & zugeschnitten & abgerichet & gehobelt ergab es dann folgende Liste
- 2 Stk. vordere Füße: 43 cm x 9,5 cm x 15,5 cm
- 2 Stk. hintere Füße: 75 cm x 9,5 cm x 15,5 cm
- 2 Stk. Seitenteile: 205 cm x 18,5 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. Fuß& Haupt: 177,5 cm x 18,5 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. seitliche Umlaufleisten: 205 cm x 8 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. Fuß& Haupt Umlaufleisten: 177,5 cm x 8 cm x 4,4 cm
- 1 Stk. Querleiste für das Haupt: 177,5 cm x 25 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. längs Lattenrost Auflageleisten: 200 cm x 5 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. quer Lattenrost Auflageleisten: 177,5 cm x 5 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. Mittelsteg: 210 cm x 15 cm x 4,4 cm
- 2 Stk. Mittelsteg Füße: 30 cm x 15 cm x 4,4 cm
- 1 Stk. Hauptzierteil: 240 cm x 5 cm x ~50cm (mit „Waldkante“)
- 4 paar Holzverbinder
Vielleicht passt die obere Einkaufsliste nicht mehr ganz zu den benötigten Materialien, aber ich habe das Holz auf 2 Mal gekauft, da ich zwischendurch den Entwurf für das Bett geändert habe. Die untere Liste ist auf jeden Fall annähernd vollständig 😉
Der (Fehl)Entwurf & metallfrei
Der Entwurf war, um ehrlich zu sein, das schwierigste für mich. Ich weiß, ohne Plan an dieser Stelle ist es recht schwer nachzuvollziehen, aber ich hoffe, im Zuge der Beschreibung entsteht ein verständliches Bild.
Ein Bett hat vier Seiten und in der Mitte ein paar Bretter, damit man nicht durchfällt, soweit so gut. Das Schwierigste war für mich, eine metallfreie Konstruktion zu bauen, die stabil, zerlegbar und leise ist (kein Knarren mit der Zeit)!
Ich glaube ich habe selten ein Projekt so oft umgeplant, da jede metallfreie Holzverbindung eine andere Konstruktion bedingt. Mein erste Idee dazu war, das Bett mit Keilen (wie bei meiner Hobelbank LINK) zu verbinden. Aber Zirbe ist zu weich, als dass man hier dauerhaft glücklich wird. Die Gefahr besteht, dass die Keile oder Nutlöcher einfach ausleiern. Also kam ich auf folgende Lösung: „Schlüsselfräsungen mit konischen Zapfen“
Die Löcher sind dabei mit einem Zinkenfräser mit 60° Winkel gefräst. Die Überlegung war, dass konische Zapfen in die konisch gefrästen Schlüssellöcher passen und sich dabei selber „festziehen“. Ich habe diese Lösung wieder verworfen, da die dazugehörigen Zapfen ohne PantoRouter für mich nicht gut herstellbar waren (ich habe es einige Male versucht).
Die Lösung: Metallfreie Holzverbindung
Ich bin dann später darauf gekommen, das andere (Firmen) ebenfalls schon die selbe Idee hatten und diese auch verkaufen…naja, das Rad wurde ja auch sicher mehrfach erfunden. Ich habe dann eine andere fertige (OH GOTT, Cultor, bist du etwa krank 😉 ) Lösung gefunden die, meiner Meinung nach noch besser funktioniert.
Die Schreinerei, die diese Lösung herstellt, ist in Deutschland ansässig und verkauft die Verbinder unter dem Namen: SOLID Einhängebeschläge von grohsartig / Schreinerei Rainer Groh
Der Link zur Website:
Da ich mit den Produkten sehr zufrieden war, mache ich hier gerne (unbezahlte) Werbung für Sie. Wie in den Bildern schön zu erkennen, werden diese Beschläge einfach inaeinandergehängt und haben den großen Vorteil ggü. der oberen Lösung, dass sie nicht wie die Dübel, einzeln ausgerichtet werden müsen.
…ich merke schon, das wird wieder ein Mehrteiler… also bis zum nächsten Teil, in dem die Arbeit endlich beginnt
O mein Gott Felix
Ich bin begeistert angetan und beeindruckt.
Wo hast du deine Werkstatt?
Da Opa würde dort nicht mehr rauskommen.
Das Material Zirbe ist aber auch einfach nur wunderbar.
Ich bin ein Zirbenkind komme vom Zibitzkogel mit seinen üppigen Zirbenwäldern
Natürlich kenne ich den Zirbenschnaps habe 7 Stamperln verbraucht um meinen damals auserwählten Städter in die Steiermark einzuführen. Heute bleibt mir nur mehr allerdings herrlich ein Zirbenkissen von meiner Schwiegertochter Katharina, befüllt mit Spänen vermutlich jenes Zirbenbettes . Labsal auf mein mittlerweile kleinstädisches Gemüt.