Hobelbank Kapitel 6: Bankhaken
Bevor wir in die finale Phase starten, möchte ich noch ein bisschen etwas über das Thema Bankhaken schreiben.
Wie schon einmal erwähnt (siehe erstes Kapitel), gibt es bei Bankhaken verschiedene Systeme. Bankhaken werden in runde oder eckige Löcher in der Hobelbank eingesteckt und dienen dann dazu, Werkstücke festzuklemmen. Es gibt dabei viele Varianten, aber die „aktuelle“ ist wohl der runde Bankhaken. Er hat den Vorteil, dass man ihn drehen und so z.B. auch runde Werkstücke gut klemmen kann. Die dazugehörigen Löcher in die Werkbank zu bekommen ist mittels Bohrern natürlich auch etwas einfacher, als wenn man eckige Löcher ausstemmen muss. Nicht unerheblich ist wahrscheinlich auch, dass die Herstellung von runden Bankhaken leichter ist als die von viereckigen.
Für meine Hobelbank habe ich mich für das „amerkanische“ System in 19mm entschieden. Damals (ca. 2015) war der Hauptgrund für mich dafür, dass es für das 19mm System einfach wesentlich mehr Bankhaken, Spannsysteme, Spannzangen, Hobelstops etc. gab. Heute (2020) habe ich das subjektive Gefühl, dass das metrische System mit 20mm deutlich aufholt und auch immer mehr Hersteller beide (zöllige & metrische) Systeme im Programm haben. Ich würde daher heute eher das 20mm System wählen.
Banklochus major…
eine zoologische Abhandlung vom Privatgelehrten und Ehrendoktor der Universität für fortgeschrittenen Unfug, Dr.h.c. Cultor
Banklöcher sind scheue Gesellen, ihr natürliches Habitat ist die Hobelbank, wo sie sich meist aufhalten. Dabei treten sie gerne in kleineren Rudeln auf, die penibel darauf bedacht sind, den richtigen Abstand zu Ihren Artgenossen einzuhalten. Ihre Nahrungsquelle sind alle Arten von Bankhaken, dabei sind sie jedoch sehr wählerisch und fressen ausschließlich jene, welche perfekt in ihren Schlund passen. Sie leben asexuell und vermehren sich nur im äußersten Notfall, wenn der „Spannweitendruck“ einfach zu groß oder zu klein wird. Mit zunehmendem Alter leiden sie gerne an ausgeleiertem Durchmesser, was teilweise zu ihrem Ableben führen kann.
Banklöcher gehören zu den geschützten Arten und kommen leider nur noch selten in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet vor. Sollten Sie einem in freier Wildbahn begegnen, so nähern Sie sich langsam und leise und versuchen Sie, seine Aufmerksamkeit mit einem schmackhaften Bankhaken zu gewinnen… 😉
…*räusper* nun gut, zurück zur seriösen Berichterstattung. Wenn auch etwas humoristisch, so sind doch einige Wahrheiten in der Abhandlung unseres Herrn Dr. h.c. Cultor zu finden.
Kapitel 6.1: Löcher für Bankhaken
Zuerst war die Überlegung, wie eigentlich die Löcher in die Hobelbank kommen sollen.
mal schnell den 19mm Bohrer holen…
Durch mein 19mm System musste ich zuerst einen geeigneten Bohrer besorgen, um die Banklöcher maßhaltig bohren zu können. Hier gibt es wieder verschieden Möglichkeiten des Bohrens:
- Spiralbohrer -> SCHLECHT: die Spanabfuhr funktioniert bei großen Tiefen und Harthölzern nicht sehr gut. Zusätzlich hat man meist keinen 19mm od. 20mm Bohrer einfach so rumliegen
- Japanische od. Schneckenbohrer -> GUT: durch Ihre Bauform können sie auch bei tiefen Löchern die Späne gut abführen und überhitzen nicht so stark wie Spiralbohrer
- Forstnerbohrer-> SEHR GUT: sehr maßhaltig und auch bei Harthölzern sehr gut geeignet
Meine Empfehlung : Firma Fisch „Wave Cutter“ oder Famag „Bohrmax 2.0“. Beide Hersteller haben eine ausgezeichnete Qualität und die empfohlenen Bohrertypen sind speziell dafür optimiert, nicht zu überhitzen! Dies ist bei Harthölzern sehr wichtig, sonst „brennt“ man das Loch eher ein, als dass man es schneidet und der Bohrer glüht aus und ist nachher zum wegschmeißen.
Meine Banklöcher habe ich mit dem Fisch Wave Cutter gemacht (die Fa. Fisch hat auch Zoll-Bohrer, also 19mm, im Angebot). Nach dem Bohren aller Banklöcher war der Bohrer zwar ganz gut warm, aber so scharf wie zu Beginn und die Löcher waren absolut maßhaltig. Bei ca. 20-30 Löchern am Stück in 60mm starker Buche ist das schon ein Statement!
Ein letzter, aber umso wichtigerer Punkt ist noch das Wie! Die Banklöcher sollten erstens natürlich absolut senkrecht gebohrt werden und zweitens immer in einem absolut parallelen Abstand, damit die Klemmung immer paralell und nicht nur einseitig erfolgt.
Das erste lässt sich wieder durch verschiedene Mittel lösen. Ich habe mich für einen Bohrständer entschieden und DACHTE, damit werden die Löcher senkrecht. Tja, der Bohrständer hat heiße 15 € gekostet… muss ich noch etwas dazu sagen? 100€ beim Bohrständer gespart, dafür sind leider einige Banklöcher etwas verlaufen. Da die Bankhaken an der Spitze eine Gummiauflage haben, die etwas elastisch ist, ist der Schaden Gott sei Dank nicht sehr groß. Ich darf nicht daran denken, dass ich mir sogar eine Metallhülsenführung extra mit 19mm zugelegt habe, und mich dann aber doch für den vermeintlich „präziseren“ Bohrständer entschieden habe.
manchmal hört man leises Schluchzen aus der Werkstatt
… ich habe es mittlerweile überwunden, aber manchmal wache ich nachts auf und krieche dann wimmernd zu meiner Frau…
Aber der Raster hat gut funktioniert. Ich habe einfach eine Sperrholzplatte genommen und dort möglichst präzise den Raster für die Löcher angerissen. Eigentlich ist es einfach eine Platte mit 4 Bohrungen. Man macht die ersten zwei Bohrungen in die Zange (in den beweglichen Teil) und legt dann die Schablone über die Löcher. Einfach zwei Bankhaken in die frischen Löcher stecken, dann die Schablone darüberlegen. So stecken in zwei der vier Löchern die Bankhaken und die anderen zwei Löcher können auf der Arbeitsplatte angerissen werden. Damit ist zwischen den Löchern, die in einer Linie liegen, immer der selbe Abstand gewährleistet. Ist die Schablone präzise, dann ist es schließlich auch der Raster auf der Arbeitsplatte.
Banklöcher in Reih und Glied Vorne nicht versenkter, mittig versenkter Bankhaken
Hobelbank Kapitel 7: ein Knecht muss her
Nun war meine Hobelbank eigentlich fertig… eigentlich. Ich wollte noch einen sogenannten Bankknecht in meine Hobelbank integrieren. Es gibt auch freistehende Bankknechte, aber durch die Möglichkeit meiner Hobelbank, ganze Platten seitlich einspannen zu können ( Bild; siehe dazu auch Spannebenen in Teil 3), wollte ich die platzsparende Lösung eines integrierten Bankknechts realisieren.
In diesem Fall ist der Banknecht sehr hilfreich, da eine Platte an der unteren Seite „aufgestellt“ werden kann. Sonst würde sie nur zwischen den beiden Bankhaken, in der beweglichen Zange einerseits und in dem Bankhaken, der an der Kante der Arbeitsplatte steckt andererseits, gehalten werden. Gerade wenn man von oben hobelt oder Druck ausübt, ist es natürlich von Vorteil.
Ein Bankknecht ist einfach nur ein horizontal verschiebbares starkes „Brett“ mit einem Lochraster, um Platten verschiedener Höhen und Breiten optimal aufstellen zu können.
der Bankknecht
Damit der Bankknecht horizontal verschoben werden kann, habe ich an der Unterseite der Arbeitsplatte eine Nutleiste angeleimt. Oben läuft der Bankknecht also in einer Nutleiste, wie eine Schiebetüre. Die Nut ist tiefer als der Zapfen an der Oberseite des Bankknechtes, so kann man den Bankknecht auch aushängen, indem man ihn einfach anhebt und nach vorne wegzieht.
Nutleiste f. Bankknecht aufleimen der Leiste Verleimung fertige Nutleiste
An der Unterseite habe ich eine dreiecksförmige Laufleiste aufgedübelt, auf der der Bankknecht „läuft“. Durch die Dreiecksform kann der Bankknecht nicht wackeln (im gegensatz zu einer Nutleiste).
Dreieckslaufleiste Verleimen der Leiste
Hobelbank Kapitel 8: Finale
Fast geschafft! Mein letzter Schritt war es, noch den Platz „in“ der Hobelbank zu nutzen, dafür habe ich aus Siebdruckplatten einen Einsatz gebaut. Das erhöht das Gewicht und somit die Stabilität und schafft wertvollen Platz. Dazu gibt es nicht viel zu sagen, aber es sieht ganz gut aus wie ich finde.
Als Tipp: den Einsatz unbedingt nur so hoch bauen, dass noch ca. 5-10 cm Platz zwischen Arbeitsplatte und Einsatz bleiben. Sonst kann man Spannelemente (wie oben gezeigt) nicht verwenden und die Holzspäne können so durch die Banklöcher durchfallen und beizeiten einfach von unten abgesaugt werden.
Einsatz mit Flügeltüren
Kapitel 8.1: Kosten… ich hoffe, mein Frau liest das hier nicht
Ich kann es nur abschätzen, aber ich will es realistisch gestalten und nicht so wie bei manch anderen nur die halben Kosten rechnen, da man ja jederzeit ein paar Festmeter perfektes Tischlerholz gratis zur Verfügung hat… ich glaube eher nicht 😉
Bauteil | Kosten |
Holz (Buche) Sägerau ca. 0,6 m³ | 400 € |
Bearbeitung: Hobeln & Zuschnitt | 100 € |
Spannzange Veritas | 200 € |
Siebdruckplatte für Einsatz (ca. 1,5 m²) | 65 € |
Spezielle Materialien : | |
Forstnerbohrer für Gewindestangenbohrer & Bankhakenlöcher | 50 € |
Leim | 25 € |
Kleinmaterial | 50 € |
Werkzeuge (notwendig, falls nicht vorhanden): | |
Stemmeisen; Lochbeitel | 150 € |
Klüppel | 20 € |
Bohrständer ( 😉 nicht den um 15 € !) | 100 € |
Kreissäge (Handkreissäge) | 250 € |
Bohrer (8 mm Dübel, Forstnerbohrer zum Ausbohren etc.) | 20 € |
Hobel | 180 € |
Raubank | 250 € |
Schleifpapier | 20 € |
Zwingen (min 8 Stück; verschiedene Spannweiten) | 160 € |
Fehlkäufe (kann bis zu 50% der Kosten ausmachen 😉 ) | 100 € |
Gesamt (Minimum) | 890 € |
Gesamt (Maximum) | 2.140 € |
Prinzessin, wenn du mich liebst, dann liest du jetzt nicht weiter…
Nachdem wir gelernt haben, dass ich zum damaligen Zeitpunkt noch nicht so gut werkzeugtechnisch ausgestattet war, bin ich beim Maximum und noch weit darüber hinaus gelandet. ABER die Werkzeug verwende ich ja auch für andere Projekte weiter, und Holzhandwerk ist eine anerkannte Krankheit, glaube ich zumindest.
Hobelbank Kapitel 9: ENDE
Das Projekt war eines der ersten großen Projekte für mich und ich habe unglaublich viel gelernt beim Bau. Im Rückblick bin ich wirklich über mich selber überrascht, wie gut das Ergebnis geworden ist. Meine Hobelbank ist seit damals wahrhaftig das Herzstück meiner Werkstatt!
Ich muss jetzt mit Cultor ein Zwiegespräch führen, Felix meinen Sohn stelle ich kurz hintenan.
Cultor ein von Holzbauleidenschaft getriebener Künstler!
Cultor warum in aller Welt beschäftigst dich du mit Wasserbau in Salzburg?
Warum machst du nicht eine Designholzwerkstatt, verdienst einen Haufen Kohle und schreibst dabei ein Lebenshilfebuch für Jungväter.
Im übrigen wächst meine geistige Bestellliste an Cultor!!
Ich will…, brauche…
Und Cultor du solltest Ikea Konkurrenz machen, weil der hat so viel Geld gescheffelt, dass er den Baustoff Holz durch Plastik ersetzt hat. Wie schändlich.!!
Lässt in Billiglohnländern produzieren , während du in einem Kellerabteil ohne Fenster österreichisches Holz und Design produzierst. Äußerst praktisch und schöööön . !
Und die Cultorseele würde nie, nie seine Werte hinter für die Zukunft schädliche Folgen stellen.
Großartig Cultor !