Zusammenfügen was zusammen gehört
Hobelbank Kapitel 4: „Hochzeit“
Es stand also die Hochzeit an, sprich die Verbindung des Untergestells der Hobelbank mit der Arbeitsplatte. Ich wollte darin meiner bisherigen Konstruktion treu bleiben und deswegen habe ich mich für Zapfenlöcher entschieden. Wie man im Teil 2 gut sehen kann, habe ich die die Füße nicht nur unten mittels Zapfen mit den Füßhölzern verbunden, sondern auch die oberen Teile (die zur Arbeitsplatte zeigen) abgesetzt, damit ein Zapfen entsteht.
In die oberen Querhölzer habe ich insgesamt 4 Löcher angebracht und diese versenkt. Mein Plan war es, dass die Arbeitsplatte eigentlich nur über die vier großen Zapfenverbindungen mit dem Untergestell verbunden werden soll, aber wenn man die gesamte Hobelbank anheben möchte, dann würde man in diesem Fall die Arbeitsplatte abheben. Daher entschieb ich mich dafür, diese vier Bohrungen anzubringen, damit die Arbeitsplatte an diesen vier Punkten mit dem Untergestell verschraubt werden konnte. Um es gleich vorweg zu nehmen: die vier Schrauben habe ich nie eingeschraubt, da es nicht notwendig war. Das Untergestell sitzt sehr stramm und fest in den Zapfenlöchern der Arbeitsplatte und daher habe ich bis dato keine Notwendigkeit gesehn die Schrauben einzudrehen. Somit kann sich die Arbeitsplatte auch „frei“ in den Zapfenlöchern bewegen und wird nicht durch Schraubverbindungen gesperrt, was einer etwaigen zukünftigen Rissbildung entgegenwirkt.
Ausbohren mit Forstnerbohrer Zapfenlöcher
Falls der aufmerksame Leser jetzt diese schöne Rauhbank im oberen Bild bemerkt hat, so stellt sich die Frage warum ich dann nur mit einem Schrupphobel gearbeitet habe ?!
Tja einen Hobel aus Holz einzustellen ist mir damals nicht gelungen. Heute weiß ich, dass die „Achse“ die den Holzkeil hält, locker saß und deswegen ein richtiges Einstellen und Arbeiten unmöglich für mich war. Aus Frust habe ich den Hobel weiterverkauft. Heute besitze ich eine Rauhbank mit Gussbett und modernen Einstellmöglichkeiten mittels Rändelschrauben, tja damals hatte ich sie nicht 😉
Nebeneinader Verheiratet
Und jetzt passierte etwas absolut Einzigartiges:
Es passte…beim ersten Mal !
Dass etwas beim ersten Mal passt, kommt höchst selten vor, vor allem bei Anfängern, der ich damals zweifellos war. Aber selbst geübte Handwerker begleitet das „Nacharbeiten“ ständig. Schließlich ist Holz ein Naturprodukt, und selbst wenn man absolut präzise Werkzeuge verwendet und absolut keine Fehler macht, passt es trotzdem manchmal nicht, eben weil Holz ein Naturprodukt ist. Die Fräse fräst eine perfekte Nut, ok, aber vielleicht schneidet sie genau durch einen Bereich im Brett in dem die Fasern unter Spannung stehen, und die präzise Nut ist plötzlich doch nicht mehr so präzise!
Aber dieses mal passte es auf Anhieb. Eine wahre Liebeshochzeit also.
Hobelbank Kapitel 5: Die Vorderzange
Wie man vielleicht gesehen hat, habe ich die Zange bereits in den vorderen Kapiteln immer parallel gleich mitgebaut. Damit man es etwas besser nachvollziehen kann, beschreibe ich hier aber alles in einem Schwung.
Kommen wir also nun zu einem spannenden Thema. Die Zangen sind wieder einmal eine Philosophiefrage. Ich denke zu allererst sollte man sich überlegen, was man später eigentlich in die Hobelbank einspannen will. Bearbeitet man eher große Möbelstücke oder eher filigrane Stücke. Nun gibt es ja wirklich viele Varianten der verschiedenen Zangen. Für mich stand im Vordergrund, dass ich nur eine einzige Zange haben wollte, die aber dafür möglichst viele Einspannmöglichkeiten bietet. Grundsätzlich kann man grob folgende Einspannmöglichkeiten an einer Hobelbank einteilen:
- Vorderzange (integriert in die Hobelbank)
- Hinterzange (integriert in die Hobelbank)
- Bankknecht (integriert oder freistehend)
- Schreiner-Schraubstock (aus Metall und „nachträglich“ befestigt)
- Banklöcher
Für meine Hobelbank wollte ich eine Kombination mit nur einer Zange erreichen. Deswegen habe ich mich für eine doppelt geführte Vorderzange entschieden, die über die ganze Breite der Hobelbank spannt. Das hat folgende Vorteile:
- seitliche volle Arbeitsbreite, ohne Hinterzange die stören könnte und Platz verbraucht
- Möglichkeit, über eine sehr große Breite einzuspannen (Ebene 1 & 2)
- Möglichkeit, Platten in 3 Ebenen einzuspannen (siehe Bilder). Die Klemmung erfolgt dabei immer mittels Bankhaken, außer bei Ebene Drei, in der das Werkstück direkt in der Zange liegt
- 1. Ebene: Platte liegt auf der Hobelbank
- 2. Ebene Platte steht an der Längsseite der Hobelbank und wird seitlich über die Vorderzange eingespannt
- 3. Ebene: im rechten Winkel zur Arbeitsplatte in der Vorderzange. Auch Hochkant ist hier natürlich möglich, z.B. beim Bearbeiten der Stirnseite eines Pfostens
Ebene 1 Ebene 2 Ebene 3
Hobelbank Kapitel 5.1: eine Vorderzange von Veritas
Um all diese Funktionen abdecken zu können, habe ich mich nach längerer Recherche für die Veritas Twin-Screw Vise entschieden. Veritas ist ein bekannter Markenwerkzeugproduzent aus Kanada und mittlerweile in fast jeder gut bestückten Werkstatt zu finden. Auch ich besitzte zwischenzeitlich einige Produkte dieser nicht ganz billigen Werkzeugmarke. Die Qualität ist dabei fast immer außer Diskussion herrvorragend. Wichtig ist vielleicht nur zu wissen, das alle Schrauben (leider!) in Zoll Maßen geliefert werden, also besser nichts verlieren.
Bitte merken: 1″ (Zoll) = 2,54 cm !
Diese Zange besteht, wie man am unteren Bild erkennen kann, aus zwei langen Trapezgewindestäben. Dabei kommt die Zange ohne weitere Führungsholme aus! Hinter der schwarzen Abdeckung verläuft eine Kette (= Fahrradkette), die die beiden Gewindestangen über Zahnräder, die auf den Gewindestangen montiert sind, synchronisiert. Dadurch bewegt sich die Zange immer parallel zur Werkbank, egal an welchen der beiden Drehstäben man dreht. Das ist natürlich von großem Vorteil, da so über die ganze Breite der Hobelbank geklemmt werden kann, und man kann sehr schön Werkstücke sehr frei in der Zange positionieren oder durchstecken.
Die Einbauanleitung von Veritas ist sehr gut und verständlich. Ich werde daher nur in groben Zügen auf den genauen Einbau eingehen, da es auch verschiedene Varianten (je nach gewählter Einbaumethode) gibt. Hier der Link zur Bauanleitung von Veritas. Sollte es Detailfragen geben, dann kannst du dich natürlich jederzeit an mich wenden.
Im Groben war der Ablauf folgendermaßen:
Schritt 1: Herstellen der zwei Klemmbacken aus Buchenholz und Anbringen der Bohrungen für die Gewindestangen, die durch beide Backen gehen (das ist sehr gut in der Anleitung beschrieben). Dann die Gewindeeinsätze einschrauben (schwarze Gusseisenquadrate, im Bild zu sehen)
Schritt 2: Verschrauben der Zangenseite, die fix mit der Arbeitsplatte verbunden ist. Dabei werden 4 Sechskantschrauben mit Feingewinde in senkrecht dazu stehende Quermutterbolzen eingeschraubt und so die Backe an der Arbeitsplatte fixiert.
Bohrungen an der Unterseite f. Quermutterbolzen sowie Gewindeeinsätze Die Backe mit Durchgangslöchern; oben auf liegt die bewegliche Backe Montierte fixe Backe
Schritt 3: Durchgangslöcher für die Gewindestangen im Untergestell anbringen
Schritt 4: Gewindestangen einsetzen und Kette anbringen, danach die zwei Handkurbeln installieren und schlußendlich die Abdeckung anbringen.
Durchgangslöcher in den obereren Querhölzern im Untergestell Seitenansicht (durchgeführte Gewindestangen) und seitliche Bankhakenlöcher
Und schon fertig… das heißt, nicht ganz, natürlich wurden noch an der Oberseite der beweglichen Backe und an der rechten senkrechten Seite (von vorne gesehen), Löcher für die runden Bankhaken eingebohrt.
… weiter geht’s im Teil 4, das Ende naht