Gerold sagt ja zu Johanna, Johanna sagt ja zu Gerold und Cultor verschwindet in der Werkstatt, um Ihnen ein Schneidbrett aus feinstem Vollholz zu zimmern, versteckte Symbolik inklusive.
Gedanken(brett-)spiele
Mit den Hochzeitgeschenken ist es so eine Sache: sind sie praktisch, sind sie unromantisch. Sind sie romantisch, gefallen Sie einem selber oft besser als den Beschenkten, ist es Geld ist es Geld.
Es war mir also schnell klar, dass ich hier ein Geschenk mit persönlicher Note machen wollte, das ein bisschen eine Fusion aus Romantik, Handwerk und praktischem Nutzen darstellt: ein Schneidbrett. Aber natürlich nicht irgendeines, sondern ein würdiges. Lieber Gerold liebe Johanna, das ist für euch!
Holzauswahl:
Gerold: Ahorn
Der Ahorn mit seinem harten Holz und seinem schönen Wuchs gilt als Schutzbaum des Hauses. Er kommt sowohl in Europa als auch in Asien vor, in Asien steht der Ahornbaum für Pflichtbewusstsein und Respekt.
Johanna: Kirsche
Die Kirsche hat wunderbar warmes, schönes, gleichmäßiges Holz und ist ein Symbol für Fruchtbarkeit, ihre Blüten stehen für Reinheit und Schönheit. In Asien symbolisieren die Kirschblüten unter anderem die Tugend, Anmut und innere Stärke.
Es kommt zusammen, was zusammen gehört
Nachdem nun die beiden Protagonisten feststehen, kann die Arbeit beginnen. Zuerst das Holz heraussuchen, grob zuschneiden und am Abrichthobel für gerade Kanten sorgen. Am Abrichthobel ist die Faserrrichtung des Holzes zu beachten und leider gibt es zum Ende hin manchmal einen kleinen Hobelschlag, daher im Idealfall das Rohholz etwa 7cm länger wählen als später benötigt. Zuerst eine gerade Kante an der Tischkreissäge anbringen, dann Kante hobeln und anschließend auftrennen.
Wenn nun alles in Kantel aufgetrennt ist, zuerst 2 Seiten am Abrichthobel im rechten Winkel hobeln und anschließen durch den Dickenhobel schicken. Nun haben alle Kantel die richtigen Maße und sind im Winkel, was die Grundvoraussetzung für das Verleimen ist. Im nächsten Schritt gilt es, die Kantel „richtig“ auszurichten. Es gibt hier einige Aspekte zu beachten, wie zum Beispiel die Faserrichtung, Holzmaserung, Form und optischer Eindruck. Wenn man ein bisschen ein besseres Gefühl für die Maserung bekommen möchte, das Holz mit einem feuchten Tuch anfeuchten, dann sieht man recht schön die Maserung. Ich habe mich dafür entschieden, 2 Bänder vom Kirschholz zwischen den gestockten Ahorn zu legen, also:
- 1x Randleiste Ahorn
- 1x Kirsche
- 3x Ahorn
- 1x Kirsch
- 1xRandleiste Ahorn
Die Kantel sind absichtliche etwas Schräge zueinander verleimt, warum sieht man etwas später!
Ein Wellenmuster für das Schneidbrett
Wie im Leben auch, sollte das Muster des Schneidbrettes auch das Auf und Ab wiederspiegeln. Also habe ich mich dazu entschlossen, ein „Wellenmuster“ zu kreieren. Deswegen wurden die Kantel auch im ersten Schritt zueinander versetzt verleimt. Ich glaube, die folgenden Bilder zeigen meinen Gedankengang besser. Das frisch verleimte Schneidbrett (welches man natürlich so auch schon verwenden könnte) wird nun erneut aufgetrennt und in „schräge“ Streifen geschnitten. Zuerst darf aber die Muskulatur bemüht werden. Mit einem Kunz Hobel mit spezial HSS Hobeleisen muss das Schneidbrett auf beiden Seiten geebnet werden. Theoretisch kann man diesen Schritt auch mit dem Abricht/ Dickenhobel machen, aber für meinen Hobel war das Brett zu breit, daher blieb nur die Handarbeit.
Jetzt die Sägeschiene auflegen und eine gerade schräge Kante anbringen…
…und jetzt an der Tischkreissäge in gleichmäßige Streifen auftrennen.
und warum das Ganze?? DARUM:
Jetzt wird jeder zweite Kantel „umgedreht“ und somit ensteht das folgende Muster. Man sieht schon wunderbar den 3D Effekt
…das verflixte 7te Jahr in Holz
In der Theorie perfekt, aber hier zeigt sich dann die Schwäche von gehobenen Heimwerkmaschinen. Auf einem Profigerät sind die Schnitte perfekt, die Hobelkanten perfekt gerade und man stellt das Ding in die Leimpresse, wartet, ab durch den Flächenschleifer und fertig, aber nicht so im Hause Cultor. Jetzt kommen noch viele, viele Stunden harte Arbeit.
Damit die Schnittkanten auch wirklich gerade sind und keine unschönen Leimfugen entstehen, müssen diese gerade sein. Klingt einfach, ist es aber nicht, denn wir sprechen hier von Stirnholz! Hart, härter, ich will nicht mehr, von Hobel zur Säge und wieder zurück, ich kürze es an dieser Stelle etwas ab, aber die Begradigung der neuen Verleimseiten war eindeutig die erste harte Beziehungsprobe zwischen dem Schneidbrett und mir. Auf den folgenden Bildern sieht man die Kantel nach oben gedreht, diese Seiten sind die Verleimseiten und müssen natürlich absolut eben und gerade zueinander sein, damit kein Spalt entsteht.
Ein paar Flüche später: verleimen 2.0
Mit dem Handhobel (deswegen das spezielle HSS Hobelblatt) habe ich versucht, die Stirnseiten des Holzes zu begradigen und es ist mir auch gelungen, nicht perfekt aber mehr geht mit meinen Mitteln einfach nicht. Somit kann das Brett nun wieder neu verleimt werden. Dass hierbei die Leisten plan bleiben ist sehr wichtig.
Und trotz alller Mühe ist es dann doch nicht exakt eben, eine Leiste ist leider etwas nach oben versetzt verleimt worden (ca 1,5 mm), das heißt dann im Umkehrschluss, beide Seiten müssen wieder mit dem Handhobel absolut eben gehobelt werden. Da brennen die Oberarme! Ein wirklich guter Hobel und ein scharfes Hobelmesser sind hier absolute Pflicht.
Feinarbeiten am Schneidbrett
Jetzt noch die Details:
- Kanten gerade schneiden
- Kanten mit Fase 45 Grad fräsen
- Saftrille mit Halbrundfräser einfräsen
- untere Kanten mit Winkel hinterschneiden (für eine nicht so klobige Optik)
- Schleifen K80
- Schleifen K120
- Schleifen K240
- Schleifen K400
JA ich will….ÖL
Puh, eine Menge harter Arbeit steckt in diesem schönen Brettchen, jetzt das große Finale und der Punkt auf den man sich natürlich besonders freut …hol das ÖL, Baby!
Finale
Liebe Johanna, lieber Gerold!
Dieses Schneidbrett ist für euch von Hand gemacht. Die beiden Hölzer stehen für Schönheit, Respekt und Stärke. Sie sind nun für immer miteinander verbunden und gehen gemeinsam durch Höhen und Tiefen des Lebens, ein Auf und Ab. Das Holz hat schon einiges mitgemacht und ist hunderte Jahre alt, und wie im Leben ist manchmal der Wurm drinnen (der aufmerksame Leser hat es vielleicht bemerkt 😉 ), doch gemeinsam sind sie stärker und heben sich gegenseitig hervor!
Ich wünsch euch und eurer Famile alles Gute für die Zukunft,
euer Cultor!
Kleiner Nachtrag und VV: Für die ‚Blutrinne‘ könnte man vielleicht (in der Mitte) noch einen Ablauf fräsen, wäre sicher hilfreich bei der Reinigung!
…perfekt, wie immer bisher, Lieber CULTOR! Fast zu Schade, sich darauf ein Länge Ripperl vorzustellen, aber das ist wohl des Jausenbrettes Bestimmung!
Anmerkung zu unzertrennlich wie der Ahorn und die Kirsche in diesem Brett: In einem spanischen Lied heißt es: unzertrennlich wie ‚la pared y la yedra‘ (die Wand und der Efeu)